Ich glaube, dass Egoismus, Gier, Wut und Ungeduld verdammt gute Ratgeber sind. Sie gehören zu unserem instinktiven Erbe. Und sie sind - im Gegensatz zu dem, was uns das New Age über sie lehrt - zutiefst richtig und wichtig. Wenn wir aufhören vor unserer Gier wegzulaufen, wenn wir uns weigern, die Wut wegzumeditieren und die Rage unter den Teppich der Nächstenliebe & Vergebung zu kehren - dann haben wir eine Chance, wahrhaftig zu leben.
Und die potenteste Startrampe in echte Ekstase.
In einer zunehmend virtuellen Welt, in der unsere sinnliche Verfasstheit immer mehr verarmt und ausdünnt, sind all meine Bemühungen ein wütend-lustvolles Aufstampfen,
ein Aufbäumen zurück in die Verkörperung.
Das Informationszeitalter mit seiner exzessiven Vergeistigung hat uns letztendlich nicht satt gemacht, sondern unseren Seelenhunger nur vergrößert und uns in immer extremere Kompensationsmechanismen katapultiert, die die Erde flächenbrandartig zerstören.
Wir sind Wüsten.
Köpfe, die auf entseelten Stecken herumrennen,
Die einmal Körper waren.
Wir sind Informationsjunkies.
Süchtig nach Stimulation
& dem Un_Wesentlichen.
Wir wissen alles und es hilft uns nichts.
Wir sollten vielleicht endlich aufwachen und uns eingestehen, dass uns der Kult rund um Mindset und Selbstoptimierung nicht glücklicher gemacht hat.
Alles, was heute belohnt und anerkannt wird,
ist mehr oder weniger Etikettenschwindel.
Dass du alte Weisheitslehren auf Instagram zitierst, sagt einen Scheiß darüber, wer du wirklich bist. Oder ob du den zitierten Engel-Porno auch nur einen Deut in deinem Leben nachtanzen kannst. Langweile mich anders.
Und genau das ist das Problem:
Wir leben in einem Mindfuck.
Wir glauben, irgendwohin zu kommen.
Aber in Wahrheit kreisen wir nur um uns selbst herum.
Wir sagen, dass wir uns mit uns selbst beschäftigen müssen.
Während um uns herum die Welt in Flammen aufgeht.
Für mich ist das Blasphemie und brandgefährlicher Größenwahn.
Ich habe noch nie gesehen, dass Menschen dadurch irgendwie besser geworden sind.
Das Einzige, was dabei wächst & gedeiht, sind der Narzissmus und die Neurosen.
Es ist der Gipfel der Dekadenz.
*
Die Antworten, nach denen es uns heute so sehr verlangt, liegen nicht in unserem Geist, sondern im Fleisch: In unserer Offenheit nach unten:
In den allesfühlenden Fußsohlen und
den weichen Tiefen des Schoßes.
Das, was wir wirklich suchen, ist unsere verlorene Lebendigkeit:
Unsere tiefste, leiblich-limbische Säugetier-Essenz,
die alles fühlt, alles weiß.
*
Ekstase ist für die, die sie wollen.
Für die, die sich selbst loslassen.
Für die, die bereit sind jetzt
zurück in sie hineinzusterben.
Ekstase beginnt da, wo unsere Auseinandersetzung mit uns selbst endet.
Deswegen sind Kampfsport, BDSM und Wut-Orgasmen
so viel effektiver als jedes
Kuschel-Yoga-Retreat.
*
Ich bin nicht für Leute, die von einem Coach zum nächsten rennen und glauben, dass alle Probleme mit positivem Denken, Licht & Liebe zu lösen seien.
Ich bin für die, die zurück in sich selbst sinken wollen. Zurück in die weichen Tiefen des Leibes & das wortlose Wispern des Instinkts: Der körperliche Raum, in dem wir auseinander fallen, übernommen & erlöst werden von der Bürde des Selbst.
Wo wir uns als zutiefst verbunden erleben mit dem Herzschlag der Schöpfung &
uns wieder als das erleben,
was wir eigentlich sind:
Nicht die eine, überlegene Art, sondern nur eine Spezies
unter vielen, vielen anderen Lebensformen
auf der blutenden, atmenden Erde.
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